Immer wieder ist zu lesen, daß die Einzelarztpraxis ein aussterbendes Modell ist oder wirtschaftlich nicht tragfähig sei. Aufgrund dieser Meldungen überlegen viele Praxisinhaber, ob Sie sich mit einem Kollegen zusammentun sollten. Auch bei Neugründungen wird sich häufig Hals über Kopf in eine Gemeinschaftspraxis (BAG oder MVZ) gestürzt, ohne sich dabei Gedanken über diese veränderte Situation zu machen. Die nachstehende Checkliste sollte Ihnen zeigen, welche Gedanken bei der Partnerwahl wichtig sind.
Zur Vorausplanung:
1. Meine Arbeit als Einzelkämpfer macht mir Spaß. Bei erhöhten Anforderungen leidet meine Arbeitsqualität nicht.
2. Die Kosten für meine Einzelpraxis sind viel zu hoch, weil ich an sich zu viele Geräte vorhalten muß, die ich auslasten kann.
3. Es kommt in letzter Zeit häufiger vor, dass meine Patienten über zu wenig zeitliche Zuwendung klagen. Ich fühle mich manchmal wie ausgebrannt und leer.
Zur Selbsterkenntnis:
1. Ich will der Herr in meiner Praxis sein und alle medizinischen und wirtschaftlichen Entscheidungen alleine treffen.
2. Manchmal wäre es sicher hilfreich, eine zweite Meinung zu hören, um sichere Entscheidungen zu treffen. Ich kann mir auch gut vorstellen, Aufgaben abzugeben.
3. Ich bin bei einer Partnerschaft zu Kompromissen bereit und kann auch die Meinung anderer akzeptieren. Mir ist auch klar, daß ich anfangs finanzielle Zugeständnisse machen muß.
Zur Partnerwahl:
1. Ich habe in meiner Umgebung keine Person, mit der ich eine unternehmerische Partnerschaft eingehen könnte. Meine Mitbewerber denken hier sicher genauso.
2. Ich kann mir durchaus eine Partnerschaft mit einer befreundeten Praxis vorstellen, deren Leistungsspektrum sich nur sehr wenig mit mir überschneidet.
3. Mir sind Personen bekannt, die ähnliche Risiken eingehen wollen, finanziell ähnlich gestellt sind und wohl auch in harten Zeiten entsprechende Einsatzbereitschaft zeigen.
Ergebnis
Addieren Sie für jedes A einen Punkt, für jedes B zwei und für jedes C drei Punkte:
3 bis 5 Punkte:
Eine Gruppenpraxis (Praxisgemeinschaft, Gemeinschaftspraxis oder MVZ) kommt für Sie nicht in Frage. Die Anbindung an ein Ärztenetz bedeutet bei weitem keine so großen Verpflichtungen und wird wohl auch die Zukunft des Gesundheitswesens beeinflussen. Die Einzelpraxis wird sicher auch zukünftig noch den Kern der ambulanten Versorgung ausmachen.
6 bis 7 Punkte:
Ihnen ist klar, daß Kooperationen sinnvoll und nützlich sind. Vor allem aus wirtschaftlichen Überlegungen heraus sind Sie wohl eher der Typ für eine Praxisgemeinschaft, die eine nicht allzu starke Bindung bedeutet, aber dennoch immense Kostensparpotentiale bietet.
8 bis 9 Punkte:
Sie haben die Voraussetzungen für eine Gemeinschaftspraxis (BAG oder MVZ), die einer Ehe nicht unähnlich ist. Um eine so enge Gemeinschaft nicht zu gefährden, sollten Sie aber mit Ihrem zukünftigen Partner einen detaillierten Vertrag aufsetzen, der Ihren Auffassungen gerecht wird.